Jahresbericht 2021

ZVR-Nr. 124630509

Liebe Vereinsmitglieder!

Der Vorstand des Vereins Archäotop Hohe Birga freut und erlaubt sich, Ihnen auch am Ende dieses Jahres einen Überblick über die geleisteten Aktivitäten rund um das Rätermuseum und die Hohe Birga vorlegen zu können.

Bericht über die archäologischen Ausgrabungen 2021 auf der Hohen Birga

Seit 2018 konzentrieren sich die jährlichen Ausgrabungen verstärkt auf die Nachuntersuchung archäologischer Altgrabungen. Bereits 1949 hatte Osmund Menghin auf der obersten Terrasse im Nordostbereich des Hügels an zwei Hausgruben gearbeitet. Über die damaligen Befunde ist bislang kaum etwas publiziert worden und die damaligen Arbeiten blieben somit mit wenig nachhaltigem Erkenntnisgewinn. Seit Sommer 2018 wurde daher, basierend auf der Auswertung der Altgrabungen, der Versuch unternommen, die dort gemachten Angaben durch erneute Grabungen zu überprüfen und die alten Unterlagen somit für moderne Forschungen wieder nutzbar zu machen.

Am bereits vollständig freigelegten Haus III konnte die heurige Kampagne für weiterführende naturwissenschaftliche Beprobungen und Untersuchungen genutzt werden. Zur möglichen Klärung der vormaligen Nutzung werden erstmalig in einem Haus der jüngeren Eisenzeit in Tirol Phosphatuntersuchungen gemacht. Dazu wurden aus dem Bereich des originalen Lehmfußbodens im Inneren des Gebäudes auf Basis eines engen Rasters über 200 Erdproben entnommen. Überall wo menschliches Leben stattfindet verändert sich der Boden z.B. durch Nahrungsmittelreste, Fäkalien und den Dung der Tiere. Von diesen bleiben im Laufe der Zeit nur noch anorganische Salze u.a. Phosphat übrig und dieses hält sich über die Jahrtausende. So können im Idealfall Rückschlüsse auf die Nutzung von Räumen, also zum Beispiel als Stall- oder Wohnbereich gezogen werden. Aus weiteren Bodenproben sollen durch Schlämmung Mikroabfälle geborgen werden, die mit freiem Auge nicht wahrnehmbar sind. Verkohlte Pflanzenreste und Pollen, Fischknochen oder kleine Werkabfälle können so Erkenntnisse zu Leben und Ernährung der Bewohner der Hohen Birga ermöglichen. Die von 2019–2020 auf der Nord-, West-, Süd- und Ostmauer des Innenraumes in Originallage befindlichen verkohlten Balken der ursprünglichen Holzwände werden zudem derzeit dendrochronologisch untersucht. Die noch sichtbaren Jahresringe der Bäume können anhand ihrer

unterschiedlichen Breite einer bestimmten Wachstumszeit zugeordnet werden und so ist es möglich diese auf das Jahr genau zu datieren.

2021 konnten die Grabungsarbeiten am unmittelbar westlich anschließenden Haus II weitergeführt werden. Dieses wurde von Menghin als „vollkommen zerstört“ und „stark verfallen“ beschrieben. Die heurigen Untersuchungen erwiesen sich v.a. durch den dichten Bewuchs, zahlreiche zu fällende Bäume und zu entfernende Wurzelstöcke als aufwendig. Unter einer massiven Versturzlage konnte aber – entgegen den Angaben der Altgrabungen – Teile eines gut erhaltenen Hauses entdeckt werden. Im Süden zeigte sich ein noch nicht erforschter in Trockenbauweise errichteter gewinkelter Korridor mit massiven in den Gang verstürzten Deckplatten. Über den Gang gelangte man in den eigentlichen Innenraum, in welchem im Westen und Norden die mehrlagigen Steinfundamente der Wände freigelegt bzw. identifiziert werden konnten. Diese waren ursprünglich aus Holz gebaut welches sich nach über 2.000 Jahren aber nicht mehr erhalten hatte. Schlitze in den Mauern für die Balken lassen aber gute Rückschlüsse auf Aussehen und Bauweise des Gebäudes in Blockbautechnik zu. Der Abschluss der Arbeiten und die vollständige Freilegung und Klärung des genauen Grundrisses von Haus II wird im folgenden Jahr erfolgen. Die Arbeiten auf der Hohen Birga fanden auch 2021 erneut regen Widerhall in der Presse.

Vereinsaktivitäten auf der Hohen Birga

Neben einer Reinigungsaktion auf der Hohen Birga Ende April wurde die Ausgrabungsstätte in bewährter Weise von Elmar Zeiner das Jahr über betreut. Er und seine Gattin Hazel sorgten auch heuer wieder dafür, dass die Grabungsteilnehmer sich bei ihrer Arbeit auf dem Hügel wohl fühlen konnten und beschlossen die Grabungskampagne mit einem Grillfest in ihrem Garten.

Audioguide "Hohe Birga - Eine Archäologische Reise in die Eisenzeit“

Pünktlich zur Saisoneröffnung im Mai 2021 konnte der neue Audioguide "Hohe Birga - Eine Archäologische Reise in die Eisenzeit" in Anwesenheit des Birgitzer Bürgermeisters Markus Haid, des Kulturreferenten Georg Haid und Gemeinderätin Dr. Andrea Sejkora sowie zahlreicher Medienvertreter offiziell präsentiert werden. Der Audioguide in deutscher und englischer Sprache kann online kostenlos auf das eigene Smartphone heruntergeladen werden (vgl. https://www.hohe-birga.at/). Er bietet vor Ort Informationen über die Geschichte der Räter auf der Hohen Birga und ermöglicht so allen interessierten Besucherinnen und Besuchern unabhängig von den Museumsöffnungszeiten einen selbständigen Rundgang über das frei zugängliche Gelände. Der neue Audioguide fand Eingang in zahlreiche Zeitungsberichte und wurde bereits mehrere hundert Mal heruntergeladen. Das Ausgrabungsgelände wird damit zum vollwertigen Museumsgelände, das das Angebot des Museums deutlich erweitert. Das gesamte Vermittlungsangebot des Museums (Audio-Guide, Tafeln und Film im Museum) stehen damit nun auch auf Englisch zur Verfügung – der Verein hofft, damit einen Beitrag für ein erweitertes Kulturangebot insbesondere auch für die Gäste im Mittelgebirge bieten zu können.

Film „Archäologie: So lebten die Räter auf der Hohen Birga“:

Über den Sommer wurde durch Universität Innsbruck ein kurzer Film zu den laufenden aktuellen Forschungen und Arbeiten auf der „Hohen Birga“ erstellt. Dieser kann kostenlos unter folgendem Link im Internet abgerufen werden: https://www.youtube.com/watch?v=XMIMFt1iGHY

Heimatbuch Birgitz

Auf Einladung der Gemeinde Birgitz, uns am neuen Heimatbuch zu beteiligen wurden von uns, als dem für die Hohe Birga und das Rätermuseum verantwortlichen Verein, auch sehr gerne drei Artikel beigesteuert. In diesen werden der Verein, das Museum, der Archäologische Park sowie die neuesten archäologischen Erkenntnisse zur eisenzeitlichen Siedlung auf der Hohen Birga, die den Beginn der Geschichte von Birgitz darstellt, präsentiert.

​​Vereinsfahrt 2021

Unsere diesjährige Vereinsfahrt im September führte uns zunächst in das Museum Stadtarchäologie Hall, wo uns die dortige Leiterin, Frau Mag. Alexandra Müller-Krassnitzer einen Interessanten Überblick über die verschiedenen Arbeitsbereiche einer Stadtarchäologie bot. Es folgte eine Stadtführung mit dem Stadtarchäologen von Hall, Dr. Alexander Zanesco mit für viele Teilnehmer neuen und unerwarteten Einblicken in die Geschichte der Stadt Hall. Nach einer Stärkung in den historischen Gemäuern des Gasthofs Engl fuhren wir weiter nach Brixlegg in das dortige Bergbaumuseum, um hier wiederum andere Facetten der Bergwerksgeschichte Tirol und der hiesigen Museumslandschaft präsentiert zu bekommen.

Das Sommerhalbjahr im Rätermuseum in Birgitz

Trotz der verschiedenen Corona-Schutzmaßnahmen konnte das Museumsteam das Museum von Mai bis Oktober offenhalten und zahlreiche kleine und große BesucherInnen begrüßen: mehr als 1.100 BesucherInnen fanden den Weg in unser Museum. Mit rund 20 Klassenführungen konnten wir uns auch über eine gute Resonanz bei den regionalen Schulen freuen. Trotz des erweiterten Angebots mit Audioguide und im Internet abrufbaren Filmangebot stehen für die Teammitglieder das persönliche Willkommen und der persönliche Austausch mit unseren BesucherInnen immer im Vordergrund! Die umfangreiche, oft mehrseitige Berichterstattung in der regionalen Presse steht für das ungebrochen hohe Interesse und die sehr gute Resonanz der Medien auf die Aktivitäten auf der Hohen Birga, sowohl was die Vermittlungsarbeit als auch die Archäologie anbelangt.

Das Rätermuseum und das Ausgrabungsgelände fanden 2021 darüber hinaus Eingang in die folgende Empfehlung für Freizeitangebote in der Region: Museum und Ausgrabungsgelände wurden mit zwei Einträgen in die neue österreichweite Kulturpass App von unicummensch („Hunger auf Kunst und Kultur“) aufgenommen, die zum Ziel hat, Menschen, die es sich momentan nicht leisten können, Kunst und Kultur kostenlos zu ermöglichen. Wir freuen uns sehr, diese wichtige Aktion unterstützen zu können und zugleich für das Museum neue

Interessentinnen und Interessenten gewinnen zu können. Das im Mai 2021 erschiene Buch „Naturzeit mit Kindern: RUND UM INNSBRUCK“ mit 42 Wander- und Entdeckertouren für Familien enthält einen Wandertipp auf die Hohe Birga und zum Rätermuseum.

Modell der „Hohen Birga“ für das Rätermuseum

Gemeinsam mit seinem Sohn hat Herr Karl Reisegger, langjähriges Vereinsmitglied, Bewohner der Birga-Siedlung und seit Anbeginn der archäologischen Grabungen im Jahre 2009 hilfreicher Unterstützer der dortigen Arbeiten, ein Modell der „Hohen Birga“ mit der sich darauf befindlichen eisenzeitlichen Siedlung gebaut. Dieses wurde zur großen Freude des Vereinsvorstandes kürzlich dem Museum als Leihgabe übergeben, um dort dauerhaft gezeigt zu werden. Als ein neues Highlight des Museums wird derzeit gerade an der Integration in die Ausstellung gearbeitet. Wir hoffen, dass nach Abschluss der Arbeiten das Modell noch in diesem Winter im Rahmen einer kleinen Feier öffentlich präsentiert werden kann.

Nicht unerwähnt bleiben darf auch die Website unseres Vereins, www.hohe-birga.at, von Elmar Zeiner vorbildlich betreut – eine Informationsplattform ersten Ranges. Wir laden Sie ein sich hier laufend über die Aktivitäten des Vereines zu informieren.

Der Verein Archäotop Hohe Birga gedenkt seiner verstorbenen Mitglieder Hilde und Karl Freudenschuss und Prof. Mag. Peter Prandstetter.

Wir danken unseren Mitgliedern für ihre großartige Unterstützungen in vielfältiger Weise und wünschen Ihnen und Ihren Familien alles Gute für das kommende Jahr!

Für den Vereinsvorstand: Annegret Waldner, Schriftführerin

Sollte Ihr Mitgliedsbeitrag in Höhe von 15 Euro noch ausständig sein:

Unsere Kontoverbindung ist Raika Götzens, AT 67 3620 9000 0033 1397

Herzlichen Dank für Ihren Beitrag!